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Wasserkraftwerke in der Sahara? Gastkommentar von Andrea Davaz im BT

Der geplante Atomausstieg stellt für die Schweiz eine grosse Herausforderung dar. Es geht darum, die Versorgungssicherheit zu einem bezahlbaren Preis zu gewährleisten. Ein ambitiöser Seiltanz, wenn man bedenkt, dass heute 40% der Elektrizität in der Schweiz aus Kernenergie gewonnen wird. Neben der effizienteren Nutzung der Energie stehen der Ausbau erneuerbarer Energien im Vordergrund. Es ist vorauszusehen, dass das Bundesparlament die Förderung dieser Energieformen schon sehr bald mit Lenkungsabgaben kräftig unterstützen wird. Das ist gut so. Ohne Lenkungsabgaben kann der Ausstieg aus der Atomenergie nicht vollzogen werden. Der „Energieschweiz“ stehen grosse Veränderungen bevor.

Atomausstieg ist kein Freipass für Hirngespinste

 Leider besteht die Gefahr, dass in solchen Umbruch-Phasen auch groteske Ideen durch die Gehirn-windungen geistern. Ein Beispiel dafür sind die geplanten Windkraftwerke im Bündner Rheintal. In den Empfehlungen zur Planung von Windenergieanlagen des Bundesamtes für Energie BFE steht deutsch und deutlich: Voraussetzungen sind u.a. ein genügendes Windpotenzial, die mittlere Wind¬ge¬schwindigkeit auf Nabenhöhe muss mindestens 4.5m/s betragen. Tatsache ist: das Bündner Rhein¬tal schafft es auf 2.9 – 3.8m/s (Meteotest März 2011), also 15 – 35% unter dem Mindestwert. Das Bündner Rheintal ist eben kein Windtal für die Nutzung der Windenergie. Nun kann man natürlich den offiziellen Messdaten misstrauen. So geschehen beim Elektrizitätswerk Mels. Nach Auswertung der eigenen Windmessungen auf Nabenhöhe wurde das Projekt fallengelassen…

Das Projekt Windenergie im Bündner Rheintal ist vergleichbar mit der Idee, in der Sahara ein gigan-tisches Wasserkraftwerk zu bauen. Denn die durchschnittlichen Niederschläge reichen dort nicht einmal für den Betrieb eines Kinder-Wasserrädli! Also soll man doch in der Sahara jene Energie nutzen, die zur Genüge vorhanden ist, nämlich Sonne. Und bei uns im Alpengebiet? Ebenfalls die Sonne, und – weil in weit grösserem Mass vorhanden – Wasser.

Sinnvolle Verwendung von Fördergeldern

In unrealistische Projekte wie Windparks im Bündner Rheintal dürfen aber auch in Phasen des Umbruchs keine Fördergel¬der investiert werden. Diese Mittel fehlen dann nämlich für sinnvolle Projekte, z.B. für Windparks auf den Jurahöhen. Dort findet man die notwendigen Rahmenbeding-ungen. Die Produktion von Wind¬energie macht dort somit Sinn. Anders in Haldenstein. Das Projekt soll offenbar schon bald bewilligt werden. Eine Meisterleistung der Bewilligungsbehörde. Unter dem Titel „Pilotprojekt“ wird es in Kenntnis der Fakten (ungenü-gendes Windpotenzial, Lärmemissionen, massiver Eingriff ins Landschaftsbild, etc.) durchgewinkt. Auch für den Bündner Heimatschutz bedeutet das Projekt ein Meilenstein. Im Gegensatz zum Präsi¬dent der Schweizer Heimatschützer, welcher wenig Verständnis für das Projekt aufbringen kann, sind die Bündner nämlich noch am Abwägen. Ich empfehle dem Vorstand einen Besuch der Garten¬terrassen im Gasthaus zur Bündte oder im Alten Torkel in Jenins. Hier geniesst man eine fantastische Aussicht auf das Bündner Rheintal. Ein kleiner Hinweis: Die Höhe der Propeller würde die Höhe des reformierten Mastrilser Kirchleins streifen. Und: diese Anlage mal acht im Bündner Rheintal…

Wir Weinbauern wissen es schon lange: Unser Tal ist eine Sonnenstube. Die wärmste und sonnigste in der Deutschschweiz. Nichts spricht gegen einen Ausbau der Sonnenenergie in Graubünden. Hier haben wir günstige Voraussetzungen. Bei sorgfältigem Umgang, unterstützt von guten Architekten, lässt sich heute auch gestalterisch viel machen, ohne dass ganze Landstriche verunstaltet werden. Grösste Aufmerksamkeit gilt aber der Förderung der Wasserkraft. Sie liefert im Gegendsatz zu Wind und Sonne kontinuierlich Strom.

Rheinkraftwerke sind wieder eine Überlegung wert

Vielleicht darf im heutigen Ausstiegstaumel auch wieder über eine Auferstehung der Rheinkraft-werke nachgedacht werden. Diese wurden 1981 aufgrund von Protesten der Umweltschutz-Orga-nisationen ad acta gelegt. Der Landtag des Fürstentum Liechtensteins hat am 19. Mai 2011 entschie-den, das Projekt wieder zu reaktivieren. Allein fünf Rheinkraftwerke zwischen Balzers und Ruggell (27km) bringen mehr als 200 Windkraftwerke! Quizfrage: Wieviel würden fünf Rheinkraftwerke auf den 25 km zwischen Chur und Fläsch bringen?

Andrea Davaz, Fläsch

>>>Flyer gegen Windkraftwerke im Bündner Rheintal

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