Zweites Glas im Schrank, zweite Röhre für uns
SO Ausgabe vom 23. Januar
Zum Artikel «‘Sicherheit bekommt man nicht gratis’».
Ich hoffe, dass Jon Pult, Präsident des Vereins Alpeninitiative, zwei Gläser in seinem Küchenschrank hat und dass er das zweite Glas auch benutzt, wenn er Besuch hat. Für mich ist die Frage des Baus einer zweiten Gotthardröhre aber nicht eine Frage der Menge der Gläser oder der Menge des verbauten Betons. Zwei Fakten sind für mich entscheidend:
In erster Linie kann die Sanierung der alten Röhre innerhalb nützlicher Frist durchgeführt wer- den, ohne dass der Nord-Süd-Verkehr Einschränkungen unterworfen wird und ohne, dass sich der Verkehr infolge dieser Einschränkungen auf die San-Bernardino-Route verschieben wird.
Der zweite Punkt ist derjenige der Sicherheit. Mit einer richtungs- getrennten Verkehrsführung werden künftig weniger gefährliche Verkehrssituationen entstehen und weniger Menschen ihr Leben lassen müssen. Zudem werden mit der Sanierung sowie dem Bau einer zweiten Gotthardröhre Arbeits- und Ausbildungsplätze gesichert und wichtiges (Ingenieurs-)Know-how bleibt in der Schweiz.
Für mich ist die linke Politik auch in dieser Frage unverständlich. Ein Beispiel: Mit einem Ja zu unbeschränkter Einwanderung sagt man auch Ja zu mehr Verkehr. In einer Schweiz mit mehr als zehn Millionen Einwohnern wird der Individualverkehr zunehmen. Einwanderer wollen am heutigen westlichen Lebensstandard partizipieren, dazu gehört in den allermeisten Fällen auch der Besitz eines Autos. Mehrverkehr – auch am Gotthard – ist somit vorprogrammiert. Die Planung und Erbauung einer angepassten Infrastruktur muss deshalb auch im Bereich der Strassen schon heute in Angriff genommen werden. Ich jedenfalls lege ein überzeugtes Ja in die Urne zum Bau einer zweiten Gotthardröhre.
Roland Grigioni-Meyer aus Chur